Beatrix Frei
(Vita)
Über die anthroposophische Musiktherapie und ihre Anwendungsgebiete
Die anthroposophische Musiktherapie entstand ab den 1920er Jahren. Ärzte und Musiker entwickelten aufgrund der musikalischen und medizinischen Anregungen von Rudolf Steiner gemeinsam diese neue Therapieform. Zuerst arbeiteten sie vor allem in der Heilpädagogik.
Heute sind die Anwendungsgebiete der anthroposophischen Musiktherapie in Pädagogik und Heilpädagogik vielfältig: sie wird zum Beispiel bei Entwicklungsstörungen, Lernschwierigkeiten, herausforderndem Verhalten in Familie und Schule, Krisen in der Familiensituation, ADHS und Störungen im Autismusspektrum erfolgreich angewandt.
Weitere Anwendungsgebiete sind:
Medizin (Onkologie, Palliative Care, Psychosomatik, Neonatologie); Psychiatrie (Depressionen, Angststörungen, Erschöpfungszustände etc.); Geriatrie
In Abgrenzung zu anderen mehr psychotherapeutisch orientierten Musiktherapierichtungen, ist es in der anthroposophischen Musiktherapie das Bestreben, bis in die tiefen Schichten der Lebenskräfte hinein zu wirken, so dass Selbstheilung unterstützt und angeregt werden kann. Darum gibt es eigentlich in fast jeder musiktherapeutischen Sitzung auch einen rezeptiven Teil, in dem für die Klient*innen musiziert wird, oft eine individuell für sie improvisierte oder komponierte Therapiemusik.
Die anthroposophische Musiktherapie geht stark von der spezifischen Wirkung der musikalischen Elemente Einzelton, Intervall und Melodie, Harmonie, Rhythmus usw. auf die Lebensprozesse aus. (So hat z.B. eine Quinte d-a eine völlig andere Wirkung auf die Atmung als eine kleine Terz oder eine grosse Septime).
Die vielfältigen Therapieinstrumente (Blas-, Streich-, Zupfinstrumente, Rhythmusinstrumente) sind meist auf eine bestimmte Klangwirkung hin entwickelte Spezialanfertigungen. So gibt es Instrumente, die speziell auf die Wärmeorganisation wirken und andere, die mehr Lichtqualität bringen. (Die Stimmung ist A=432 Hz, also etwas tiefer als «normalerweise» gebräuchlich- diese geht auf die Forschung von R. Steiner zum Innenohr zurück und trägt massgeblich zur Entspannung des Körpertonus bei). Je nach Therapieziel werden also bestimmte Instrumente angewandt.
Dabei ist es sehr wichtig, dass der Zugang zu den Instrumenten, ja insgesamt zur anthroposophischen MT niederschwellig ist: die Instrumente sind auch für Kinder und Jugendliche sehr leicht handhabbar und ermöglichen ein unmittelbares seelisches (Klang-)Erleben. Musikalische Vorkenntnisse sind nicht notwendig. In der aktiven Musiktherapie wird viel mit improvisierten Elementen gearbeitet.
Unter www.emr.ch/methode/musiktherapie-anthroposophische finden Sie eine kurze Darstellung der menschenkundlichen Grundlagen der anthroposophischen Musiktherapie. Über meinen Studiengang «Orpheus Musiktherapie» an der ATKA finden Sie weitere Informationen auf www.atka.ch/studiengaenge/musiktherapie/angebot.
B. Frey nimmt erst im Herbst wieder Klientinnen in die Musiktherapie.